Am 19. und 20. September fand bundesweit die Kidical Mass statt. Auf Fahrrädern forderten bei dieser Demonstration Eltern und Kinder mehr Sicherheit auf den Straßen.
Der Name Kidical Mass leitet sich vom Begriff Critical Mass (zu Deutsch: kritische/ entscheidende Masse) ab. Wie in §27 StVo Abs. 1 geregelt, dürfen Radfahrende einen geschlossenen Verband bilden. Auf Grundlage dieser Regelung finden regelmäßig gemeinsame Fahrten statt, die nicht als Demonstration zu werten sind. Die Kidical Mass ist dagegen explizit als Demonstration angemeldet, um den Teilnehmenden zu ermöglichen sich den oben genannten Forderungen in einem sicheren Umfeld anzuschließen.
Auch das Netzwerk Fahrradfreundliches Marzahn-Hellersdorf hat sich gemeinsam mit Fridays For Future und dem ADFC daran beteiligt.
Unsere Straßen müssen sich daran messen lassen, ob wir es unseren Kindern zutrauen können, sich allein und sicher dort zu bewegen. Uns ist es wichtig zu zeigen, dass das Fahrrad ein ernstzunehmendes Verkehrsmittel ist, das zu mehr als dem reinen Zeitvertreib taugt.
In 2019 verunglückten 28.000 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr. Von Ihnen 55 Kinder tödlich. Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmenden und können Geschwindigkeiten nicht so gut einschätzen. Zudem sind sie leichter abgelenkt und ihr peripheres Sehen ist noch in der Entwicklung.
Kinder lieben es, mit dem Fahrrad zu fahren. Wenn ihnen die Möglichkeit gegeben wird es selbst zu benutzen, gewinnen sie Freiheit, Unabhängigkeit und lernen Selbstständigkeit. Freunde rücken in erreichbare Nähe und der Weg zur Schule verkürzt sich deutlich.
„Wir als Elterngeneration können mit gutem Beispiel vorangehen und gerade für die kurzen Wege, stärker auf das Fahrrad setzen. Die Ambition, mit gutem Beispiel voranzugehen, darf nicht durch eine unzureichende Fahrradinfrastruktur oder fehlendem Respekt gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmenden zunichte gemacht werden.“ – kommentiert Dr. Stefan Fruhner vom Netzwerk Fahrradfreundliches Marzahn-Hellersdorf.
Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel muss schon im Kindesalter eine praktikable Alternative darstellen, wenn wir wollen, dass die nachfolgenden Generationen bewusste und umweltschonende Entscheidungen bezüglich der Wahl ihres Verkehrsmittels treffen können.
In §2 StVO Absatz 5 ist geregelt, dass Kinder bis zum vollendeten 8. Lebenjahr den Gehweg benutzen müssen und es bis zum 10. Lebensjahr dürfen. Fehlen geeignete Wege zum Radfahren werden wichtige Straßenverkehrsregeln nicht erlernt oder – der eigenen Sicherheit geschuldet – bewusst ignoriert.
Sichere Ausweichrouten sind meist ein Zick-Zack-Kurs durch die Stadt, benötigen Ortskenntnis und zumeist auch mehr Zeit. Der Vorteil des Fahrrads, ein schnelles, gesundes und umweltschonenedes Verkehrsmittel zu sein, darf nicht an der einseitigen Verteilung des Verkehrsraumes scheitern. Handlungsbedarf besteht jetzt.
Unsere Kinder brauchen mehr Platz auf den Straßen: Zum Spielen und um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema Mobilität zu lernen.
Jonas Knorr von der Bezirksgruppe von Fridays For Future stellte auf der Demo klar: „Sichere Radwege sind extrem wichtig für eine erfolgreiche Verkehrswende und somit unabdingbar für den Klimaschutz. Außer der Sicherheit ist auch das im Interesse der jungen Generation.“
Wir fordern daher für Marzahn-Hellersdorf:
- ein sicheres Schulradweg-Netz
- Tempo 30 innerorts
- die schnelle Umsetzung des Mobilitätsgesetzes
- Ausweisung von Straßen vor Schulen und Kindergärten als Fahrradstraße und eine Geschwindigkeitsbegrenzung (Schrittgeschwindigkeit) unmittelbar vor den Einrichtungen
- Anpassung der Ampelphasen an großen Straßen, sodass alle Kinder mit einem Schwung über die Straße kommen ohne auf Mittelinseln zwischen den Autos warten zu müssen
- flächendeckende Verfügbarkeit von Fahrradabstellanlagen auch vor Mietwohnungen (damit das Tragen in den Keller entfällt)