Mit großer Betroffenheit haben wir von dem tragischen Unfall Kreuzung Mehrower Allee / Sella-Hasse-Straße am 20. September 2024 erfahren, bei dem ein Fußgänger von einem Auto gerammt und so schwer verletzt wurde, dass er seinen Verletzungen kurze Zeit später im Krankenhaus erlag [1]. Wir möchten den Angehörigen unsere aufrichtige Anteilnahme ausdrücken und rufen zusammen mit Fuss e.V, dem VCD, dem ADFC Berlin und Changing Cities zu einer Mahnwache am Ort des Geschehens auf. Diese findet am Samstag, den 28.09.2024 um 16 Uhr statt. Im Andenken an den Getöteten wird eine weiße Figur aufgestellt.
Dieser Unglücksfall ist nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern wirft erneut ein Schlaglicht auf die gravierenden Sicherheitsmängel an der Kreuzung, die vor allem auch als Schulweg zum Tagore-Gymnasium dient. Was besonders erschütternd ist: Weder eine Ampel noch ein Zebrastreifen schützen dort die Schülerinnen und Schüler sowie andere Fußgänger vor den Gefahren des Straßenverkehrs.
Es ist unverständlich, dass an einer solch stark frequentierten Kreuzung, die täglich von vielen jungen Menschen genutzt wird, bisher keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden. Sowohl das Berliner Mobilitätsgesetz als auch die Straßenverkehrsordnung (StVO) sehen Maßnahmen vor, um gefährliche Verkehrspunkte präventiv zu entschärfen. Diese Vorschriften haben einen besonderen Grund – sie sind da, um Unfälle wie diesen zu verhindern. Darüber hinaus gilt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), welches sicherstellen soll, dass alle Menschen, unabhängig von Alter oder anderen Merkmalen, gleichberechtigten, sicheren Zugang zu öffentlichen Räumen haben.
Im letzten FahrRat Marzahn-Hellersdorf war die Kreuzung Bestandteil der Befahrung und Diskussionspunkt, insbesondere auch im Hinblick auf den Schulweg zum Tagore-Gymnasium. Der zeitliche Bezug ist zwar zufällig, unterstreicht aber deutlich, dass die Verkehrssituation dort dringend eine Überarbeitung benötigt. Aus dem Treffen oder dem Unfall resultierende Maßnahmen sind noch nicht bekannt. Eine Antwort auf unsere Anfrage steht noch aus. Es ist zu befürchten, dass weder die Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic noch das Straßen- und Grünflächenamt, in dessen Zuständigkeit die Mehrower Allee als Ergänzungsstraße Stufe IV steht, an dieser Stelle eingreifen wollen in der Absicht, den Autoverkehr zu nicht behindern. Vielmehr ist Verkehr die Summe aller Verkehrsteilnehmer:innen – gleich ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Auto. Die Mehrower Allee ist einseitig auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet. Die Leichtigkeit des Verkehrs wird aber gerade durch Autos gestört. Gleichberechtigung setzt insbesondere eine Absicherung vor der motorisierten Gewalt durch Autofahrende voraus.
Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler sowie aller Fußgänger:innen dem reibungslosen Auto-Verkehrsfluss untergeordnet wird. Auch die Begründung, man wolle sichere Schulwege nur an Grundschulen minimal umsetzen, lässt außer Acht, dass gemäß dem Berliner Mobilitätsgesetz alle Schulwege sicher gestaltet werden müssen. Jede Schule – ob Grundschule, ISS oder Gymnasium – muss in diesem Sinne behandelt werden. Es gilt, alle Wege von den Heimatadressen bis zur Schule sicher zu gestalten und nicht nur den Nahbereich der Schulen zu betrachten..
Es ist höchste Zeit, dass diese gefährliche Kreuzung entschärft wird. Das Aufstellen einer Ampel oder zumindest eines Zebrastreifens, könnte eine einfache und wirkungsvolle Maßnahme sein, um die Sicherheit zu erhöhen und weitere tragische Unfälle zu verhindern. Kurzfristig kann dies als temporäre Popup-Maßnahme umgesetzt und erprobt werden, bevor eine dauerhafte Lösung geschaffen wird. Im Interesse der Schulgemeinschaft, der Eltern und der Anwohner fordern wir die zuständigen Behörden auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, bevor noch mehr Menschenleben unnötig aufs Spiel gesetzt werden.
ADFC Wuhletal
Netzwerk fahrradfreundliches Marzahn-Hellersdorf
Fridays for Future Marzahn-Hellersdorf